Durex Werbung für mehr Zeit miteinander

Ich wollte eigentlich das Unboxing Video der neuen Alexa Mini sehen, aber es schob sich eine Durex Werbung vor. Ich schaute: ‘Wie lange soll’s denn dauern?’ 3,42 Minuten. Eine Dauerwerbesendung. Ok, schon lange keine Werbung mehr bewusst geschaut. Bei der Länge sollte doch was Interessantes bei rum kommen.
Es geht eigentlich um eine neue App, die das Sexleben verbessert. Das verspricht die Moderatorin/Therapeutin, die Pärchen jeder Couleur zu sich ins schicke Studio geholt hat. Man plaudert offen über den Einzug von Smartphones in das Beziehungsleben, gibt sich fröhlich über all die technischen Errungenschaften, den Spaß, den man mit Apps haben kann.
Man will ihnen, den Pärchen, nun die neue Sex-Verbesserungs-App von Durex vorstellen, preist sie auf Grund ihrer gelungenen Nutzung telefoneigener Sensoren. Man! Was tuen sie gespannt! … Doch schon drängt sich die Wahrheit kühn dem Zuschauer auf. Keine neue App. Der Aus-Knopf ist die Sex-Verbesserung. Eine ausführliche Runde von Zugeständnissen, Einsicht und Besserungsgelübten übernimmt die letzte Hälfte des Clips.
Und tatsächlich. Eine reinere Botschaft hätte man sich hier doch kaum vorstellen können. Denn der Vorschlag klingt plausibel.

Oreo Whisper Fight

Es ist wieder Superbowl gewesen, ein Hoch der meist kreativen Werbespots, entwickelt für die Zuschauer des sportlichen Großereignisses in den USA.

Einer sprach mich besonders an, weil er gute Unterhaltung war. Es geht in dem kurzen Spot darum, welcher Teil bei Oreo Keks der Bessere sei. Die Werbung spielt kurioserweise in einer Bibliothek, wahrscheinlich ein Indiz für die Zielgruppe, gerne auch Target Group genannt. Vielleicht aber auch nur ein Setting, dass den Witz erst witzig macht. Denn wie es in Bibliotheken Gang und Gäbe ist: es wird sich ruhig verhalten. Doch die Ruhe beschränkt sich darauf leise zu sprechen. Schwierig bei so einer diffizilen Frage wie: „Was ist der bessere Teil beim Oreo Keks? Der Keks oder die Cremefüllung?“ Es entwickelt sich ein Meinungsverschiedenheit zwischen den Anwesenden in der Bibliothek, von den Ausmaßen eines Flächenbrandes.

Die beiden jungen studierten Herren beginnen den Streit am Tisch, flüsternd natürlich. Es eskaliert schnell, sehr schnell. Einer von ihnen stürzt den Tisch um. Eben jener, ein Keksanhänger, bekommt von hinten einen Stuhl auf seinen Rück von einer jungen Dame geschlagen, die sich auf die Seite der Cremelover stellt. Nun stürzt der Nächste, wieder ein Kekslover, ein Bücherregal um, andere stürzen mit.

Der Kampf zwischen den Parteien wirkt schnell herrlich inszeniert, was das Amüsement bei mir nur steigert. Es wird immer nur abwechselnd geflüstert „Creme!“ „Cookie!“. Wie in einem schlechten Film stürzen sich zwei Männer im Kampf durch die Ballustrade im ersten Stock und fallen zu Boden. Es bricht Feuer aus. Die Feuerwehrmänner flüstern „Fire!“ und spritzen Wasser auf einen Menschen auf der Treppe, statt das Feuer zu löschen. Geistesgegenwärtig flüstert die Empfangsdame, dass sie die Polizei ruft. Kurioserweise fahren die Polizisten mit ihrem Polizeiauto ein Loch in die Wand und flüstern in das Megaphon.

Ich finde es einfach lustig, wie schnell sich der Spot entwickelt, wie schnell aus der kleinen Meinungsverschiedenheit um einen Oreo Keks eine große Massenkeilerei wird, alles in der Umgebung einer Bibliothek, wo nur geflüstert werden darf. Die keine Gags entwickeln den Plot und halten die Spannung.

Am Ende stellt sich mir wieder die Frage, ob Humor verkauft. Vielleicht verkauft er, wenn man weiß, dass alle Bekannten den Spot gesehen haben. Weil der Spot verbindet und man darüber redet, während man genüsslich Oreo Kekse knabbert. Er lädt die Marke für die Community emotional auf, baut ein junges, verrücktes Image ein und führt die Oreolover beider Lager, die Keks- und die Cremeanhänger, zusammen.

  • Entwickelt von Wieden + Kennedy, Portland

Nike – Greatness Campaign

Ich finde die Werbung aus dem Hause Wieden + Kennedy fast perfekt. Der Film spielt bei Sonnenuntergang auf einer langen Landstraße, der man die Landstraße ansieht. Die Kamera ist anfänglich auf Bodenhöhe und bewegt sich langsam rückwärts, vorbei an alten Briefkästen. Wir hören laut die Atmosphäre, bestehend aus Grillen und man meint entfernt eine Schnellstraße zu hören. Am Horizont der Straße sieht man einen Jungen laufen, klein und ungelenk. Jeder Schritt klingt wie ein schlürfendes Ticken. Dann fängt die Stimme an zu erklären, für uns zu denken. Klingt wie ein Trainer, sportlich, etwas englisch. Er redet über Größe, dass wir, die Menschen, etwas falsches unter Größe verstehen. Er behauptet, dass wir unter Größe etwas verstehen, dass nur wenigen vorbehalten sei. Dass Größe, also wahre Größe, ein besonderes Geschenk ist, das nur die Anderen haben, die wir als Berühmtheiten kennen. Wie er so redet kommt der Junge immer näher. Völlig unsportlich holt er die Kamera ein. Ein beeindruckender Effekt. Wir sehen durch das durchsichtige Shirt seinen massigen Körper, der allen Werbefiguren widerspricht. Die Kamera erhebt sich auf Brusthöhe. Der Mann aus dem Off, der gerade über die Größe spricht, die jemdem von uns inne wohnt, findet in dem Jungen sein Vorzeigemodell. Ganz nach dem Nike Motto “Do it yourself” macht er, der Junge, es einfach. Er beweist wie viel in ihm steckt, er hat sich auf den Weg gemacht sein Ziel zu erreichen, strebt wieder das gesunde Durchschnittsmaß an, ändert seine Ernährung, bejaht das Leben, in dem er es selbst in die Hand nimmt.

Der Junge ist schon eine beeindruckende Figur, der viel angedichtet wird. Wir sehen ihn in seinem ganz privaten Moment, auf seinem Weg, dem monotonen Weg, auf dem die Willenskraft sekündlich aufs Spiel gesetzt wird. Er läuft, keineswegs perfekt, aber er hat angefangen. Das motiviert, das ist wahre Größe.

Weil die emotionale Wirkung nicht verfehlt wird, finde ich die Kampagne gut. Und Wieden + Kennedy beweisen, wie wenig es braucht für gute Werbung.

Etwas, ganz am Schluss, trübt das Mienenspiel des Jungen meinen positiven Gesamteindruck. Ich weiß nicht ob es mich stört, weil ich das Haar in der Suppe suche oder weil es mir so unnatürlich vorkommt.

Audi A6 – Alien

Was ich an diesem Spot mag ist, dass die Zielgruppe, so verächtlich man auch auf sie herabblicken könnte, so ansprechend dargestellt ist. Wir haben eine wirklich gut situierte Familie, mit Haus, kein Reihenhaus, hochwertige Einrichtung, gesundheitsbewusster Vater, sportlicher Vater, ein Kind, anständige Ehefrau. Dieses Bild weckt Wünsche, ist Lebensanleitung, Zielstellung. All die Eigenschaften des Mannes machen ihn zu einem bewussten, selbstbestimmten, erfolgreichen Typen, der Wert auf Qualität legt. Natürlich kauft er Audi A6. Und wenn du denkst der Vater macht alles richtig, dann bist du sicher auch kurz davor dich im A6 rumfahren zu sehen.

Diese Geschichte erzählt sich am besten aus der Sicht des Kindes. Wenn sie ihren Vater auch wie einen Fremden beschreibt. Das macht die ganze Szene etwas kalt. Aber es kanalisiert und beschleunigt auch den Wunsch auf das Lustobjekt Auto. Denn am Ende ist das Kind trotzdem hin und weg von ihrem tollen Daddy. Naja, eher von seinem „Spaceship“.

Catvertising statt Advertising

Wer noch immer mit klassischem Advertising versucht Produkte zu verkaufen, der sollte sich vielleicht überlegen das Lager zu wechseln. Denn Catvertising hat mehr Potenzial als du vielleicht denkst, vor allem in Social Media oder Motion Picture.

Heinecken ganz viral

HaHaHeineken – Werbung. Wollen wir doch mal sehen. Eine Werbung über die Mann lachen kann. Ich glaube ich lache nur, weil am Ende alle lachen. Halt – Die Frauen in der Küche nicht. Aber mal ehrlich, der Typ in der Slowmo, der die Flaschen öffnet und aussieht, wie einer der die Zielgruppe erreichen soll, ist doch mal richtig gut. Um so schlechter ist gleich der erste, der mit den digital eingefügten Biegläsern jongliert. Mir ist schon klar, dass man erkennen soll, dass es sich um digitalisierte Gläser handelt, trotzdem, oder genau deswegen bin ich für diesen Spaß nicht zu haben.
Aber immerhin, der Spot ist viral erfolgreich. Scheint alles drin zu sein.

Ich mag die e’s am Ende, die sich nach oben ausrichten.

Meine TOP 5: Superbowl Spots

Eine Nachreichung. Der Tab im FireFox ist noch offen. Ich schließe ihn am Abend und öffne ihn am Morgen. Und nie schreibe ich darüber. Ich mag es visuell angehaucht darum leite ich so ein: “Vorhang auf…”, dann kann der Tab endlich zu gemacht werden.

Sternwarte feiert
weiterlesen…