Obi Free Runner
Politur vs. Original
- Obi Sport von: Jung von Matt Brand Activation
Politur vs. Original
Einer sprach mich besonders an, weil er gute Unterhaltung war. Es geht in dem kurzen Spot darum, welcher Teil bei Oreo Keks der Bessere sei. Die Werbung spielt kurioserweise in einer Bibliothek, wahrscheinlich ein Indiz für die Zielgruppe, gerne auch Target Group genannt. Vielleicht aber auch nur ein Setting, dass den Witz erst witzig macht. Denn wie es in Bibliotheken Gang und Gäbe ist: es wird sich ruhig verhalten. Doch die Ruhe beschränkt sich darauf leise zu sprechen. Schwierig bei so einer diffizilen Frage wie: „Was ist der bessere Teil beim Oreo Keks? Der Keks oder die Cremefüllung?“ Es entwickelt sich ein Meinungsverschiedenheit zwischen den Anwesenden in der Bibliothek, von den Ausmaßen eines Flächenbrandes.
Die beiden jungen studierten Herren beginnen den Streit am Tisch, flüsternd natürlich. Es eskaliert schnell, sehr schnell. Einer von ihnen stürzt den Tisch um. Eben jener, ein Keksanhänger, bekommt von hinten einen Stuhl auf seinen Rück von einer jungen Dame geschlagen, die sich auf die Seite der Cremelover stellt. Nun stürzt der Nächste, wieder ein Kekslover, ein Bücherregal um, andere stürzen mit.
Der Kampf zwischen den Parteien wirkt schnell herrlich inszeniert, was das Amüsement bei mir nur steigert. Es wird immer nur abwechselnd geflüstert „Creme!“ „Cookie!“. Wie in einem schlechten Film stürzen sich zwei Männer im Kampf durch die Ballustrade im ersten Stock und fallen zu Boden. Es bricht Feuer aus. Die Feuerwehrmänner flüstern „Fire!“ und spritzen Wasser auf einen Menschen auf der Treppe, statt das Feuer zu löschen. Geistesgegenwärtig flüstert die Empfangsdame, dass sie die Polizei ruft. Kurioserweise fahren die Polizisten mit ihrem Polizeiauto ein Loch in die Wand und flüstern in das Megaphon.
Ich finde es einfach lustig, wie schnell sich der Spot entwickelt, wie schnell aus der kleinen Meinungsverschiedenheit um einen Oreo Keks eine große Massenkeilerei wird, alles in der Umgebung einer Bibliothek, wo nur geflüstert werden darf. Die keine Gags entwickeln den Plot und halten die Spannung.
Am Ende stellt sich mir wieder die Frage, ob Humor verkauft. Vielleicht verkauft er, wenn man weiß, dass alle Bekannten den Spot gesehen haben. Weil der Spot verbindet und man darüber redet, während man genüsslich Oreo Kekse knabbert. Er lädt die Marke für die Community emotional auf, baut ein junges, verrücktes Image ein und führt die Oreolover beider Lager, die Keks- und die Cremeanhänger, zusammen.
Der Junge ist schon eine beeindruckende Figur, der viel angedichtet wird. Wir sehen ihn in seinem ganz privaten Moment, auf seinem Weg, dem monotonen Weg, auf dem die Willenskraft sekündlich aufs Spiel gesetzt wird. Er läuft, keineswegs perfekt, aber er hat angefangen. Das motiviert, das ist wahre Größe.
Weil die emotionale Wirkung nicht verfehlt wird, finde ich die Kampagne gut. Und Wieden + Kennedy beweisen, wie wenig es braucht für gute Werbung.
Etwas, ganz am Schluss, trübt das Mienenspiel des Jungen meinen positiven Gesamteindruck. Ich weiß nicht ob es mich stört, weil ich das Haar in der Suppe suche oder weil es mir so unnatürlich vorkommt.
Im Mittelpunkt jeder Sendung steht natürlich die mannigfaltige Technik des visionären Technikladens Media Markt. Computeranimiert aber realistisch umgesetzt bewegt, dreht und verwandelt sich jeder Raum, entpuppt sich als Hort und Schatzkammer, in dem Controller, Handys und Gadgets sprießen.
Der Clip „Liebesoase“ ist gar nicht schlecht. Das unschuldige Rehlein bittet den Nerd in seiner Höhle, ob er ihr nicht beim Smartphone helfen könne. Jaja, diese Smartphones sind ziemlich einfach zu bedienen, aber was funktioniert schon problemlos? Er begreift die Situation und besorgt Kaffee für die nahende Sprechstunde. Vom Fernsehgerät angezogen, drückt sie auf einer herumliegenden Fernbedienung die Tasten. Just verwandelt sich die Höhle in eine Liebesoase, die von einem Meister des Faches erdacht worden sein muss. Gedämpftes rotes Licht, ein Herz aus LEDs, Kaminfeuer auf dem Fernseher, schwingende Membranen der Lautsprecher, ein Kühlschrank eröffnet sich der Besucherin. Geplättet sitzt sie auf dem sich drehenden Bett, als der Nerd in der Tür erscheint. Dem Commedysoapformat geschuldet gebäredt er sich mit Knurren und Tatzenwink als Tiger, was für einen Lachereinspieler sorgt. Höhepunkt der Ironie ist das abrupte Stehenbleiben des Bettes und die damit einhergehende Verwackelung der Blonden.
Ich glaube dass die Werbung ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Das macht sie für mich gut. Würde ich sie allen Ernstes betrachten, würde mich das dumpfe Niveau, die schlechten Witze und die Abgehobenheit der Menschen stören.
Als nächstes sieht man den Paketboten lustig plaudernd in einer Gruppe junger Frauen stehen. Alle Beschenkten freuen sich über die tollen Zalando Geschenke. An jedem Präsent bammelt so ein Zalandoschild runter. Die Auswahl ist nicht groß, da gibt es Schuhe und Taschen. Im Hintergrund spielt „Jingle Bells“. Der Opa liegt wie eine Puppe im Lehnsessel. Am Schluss der Produktpräsentation der obligatorische Schrei. Eine Ansammlung nicht nur von Weihnachtsklischees.
Am Schluss sieht man den Weihnachtsmann draußen stehen, völlig fertig. Seinen Ausraster bekommt er, nach dem der Schokoladenweihnachtsmann auf dem Fensterbrett gegen den Schokoladen-Zalandoboten ausgetauscht wird. Der Slogan verrät uns, er schreit vor Glück.
Trotz der konsumorientierten Darstellung, die das Weihnachtsfest seiner Bedeutung enthebt, ist der Film sehr lustig. Die Kontraste im Wesen zwischen Weihnachtsmann und Paketbote, das fast lächerlich überschwängliche Weihnachtsfest im Gegensatz zum Verzweiflungsschrei des Weihnachtsmannes. Adieu Weihnachtsmann, willkommen Zalando. So traurig das auch klingt.
Mir gefällt das Bild mit dem Rentier besonders.
Diese Geschichte erzählt sich am besten aus der Sicht des Kindes. Wenn sie ihren Vater auch wie einen Fremden beschreibt. Das macht die ganze Szene etwas kalt. Aber es kanalisiert und beschleunigt auch den Wunsch auf das Lustobjekt Auto. Denn am Ende ist das Kind trotzdem hin und weg von ihrem tollen Daddy. Naja, eher von seinem „Spaceship“.