Weitwinkel Objektivtest an Sony A7R
Ich habe mal meine beiden Superweitwinkelobjektive zum Vergleich herangezogen und für beide meinen bevorzugten Einsatzzweck herausgestellt. Auf der einen Seite das Samyang f2.8/14mm, auf der anderen das Minolta MD Rokkor f4/17mm. Äußerlich sind mindestens drei wichtige Unterschiede zwischen Samyang und Minolta festzustellen. Testbilder am Ende des Artikels
1. Das Samyang hat eine große gewölbte Frontlinse
2. Das Samyang hat eine fest eingebaute Streulichtblende
3. Das Samyang hat eine gewölbte Austrittslinse
Wenn man sich den reinen Objektivkörper ansieht, sind beide in ihren Abmessungen in etwa vergleichbar. Doch die Unterschiede, die ich für das Samyang aufgezählt habe, haben direkten Einfluss auf die optische Leistung und Bedienung.
Testaufbau
Zum Vergleich der optischen Leistung habe ich beide an einer Sony A7R arretiert, die auf einem Gitzo Stativ mit Monoball Z Stativkopf befestigt wurde. Es gab einen 10 Sekunden Selbstauslöser. In den 10 Sekunden bin ich 3 Schritte vom Stativ weggegangen. Das Stativ wurde zusätzlich mit einer ca. 2 Kg schweren Tasche belastet. Das Samyang Objektiv wurde mittels LA-EA3 Adapter, der ohne Folie auskommt, mit der Kamera verbunden. Das Minolta Objektiv kam mittels Kipon Minolta SR-Adapter an die Kamera. Beide Motive wurden mit größtmöglicher Präzision auf das gleiche Objekt fokussiert. Die Entfernung ist fast unendlich. Alle Bilder sind völlig unbearbeitet und lediglich von RAW auf JPG in eine kleinere Auflösung mit Lightroom gerendert worden.
Auffällige Unterschiede zwischen den Objektiven
Das Samyang hat eine merklich gelb bis grünliche Färbung, die das unbearbeitete Bild erst mal farbverälschter aussehen lässt, als die kühlere, kontrastreichere Abstimmung der Minolta Linse. Die Minolta Farben gefallen auf Anhieb und müssen nicht korrigiert werden. Per Weißabgleich oder Objektivprofil lässt sich aber auch das Samyang dauerhaft vom Farbstich befreien.
Die Schärfe ist beim Samyang schon bei Offenblende auffällig hoch. Die Randschärfe zieht bis max. f5.6 noch ordentlich an, danach ist aber nur noch deutliche Verschlechterung sowohl am Rand als auch in der Bildmitte zu sehen. Mit anderen Worten, das Objektiv ist bei Offenblende und leicht abgeblendet absolut scharf bis in die Ecken. Hier mache ich die gewölbte Frontlinse für das ausserordentlich gute Randergebnis verantwortlich. Denn im Vergleich dazu schneidet die Minolta Linse durchgängig schlecht ab. Es ist nicht möglich durch Abblenden, an die Randschärfe vom Samyang zu gelangen. Doch dafür ist das Minolta Objektiv bei Offenblende f4 in der Mitte schon sehr scharf und zieht bis f5.6 noch mal an. Anders als das Samyang kann das Objektiv aber die Schärfe annähernd halten, wenn abgeblendet werden muss. Das Samyang wird ab f5.6 immer weicher und kontrastärmer. Jeder Abblendeversuch sollte vermieden werden. Der subjektive Schärfeeindruck beider Objektive im idealen Blendenbereich in der Bildmitte ist beim Minolta Objektiv einen Tick besser. Dennoch kommt es nie an die hervorragenden Schärfeergebnisse am Bildrand des Samyangs ran.
Das Samyang hat ausserdem eine hervorragende Schärfeausdehnung, die von Unendlich bis 1m reicht. Schon bei Blende f4 ist der Vorder- und Hintergrund so scharf, dass keine Wünsche offen bleiben. Das sieht bei dem Minolta Objektiv anders aus. Das hat die Mitte scharf, und schafft es konstruktionsbedingt nicht, den eingestellten Fokus bis zur Entfernung von 1m scharf zu zeichnen, weil dieser Bereich zum Großteil ausserhalb der Mitte liegt.
Das liegt an der planen Frontlinse, die aber ein Filtergewinde bietet, und so, anders als beim Samyang, mit herkömmlichen Schraubfiltern bestückt werden kann. Soweit ich weiß gibt es aber einen Adapter für Filterfolien, der am Samyang Objektiv angebracht werden kann.
Weil die Frontlinse beim Minolta Objektiv stehend ist, ist es ein filterfreundliches Objektiv.
Was bei den Aufnahmen auffällt ist, dass das Samyang gar nicht streulichtanfällig ist. Das Minolta hingegen schon. Wer das als Effekt wünscht, ist mit dem Minolta besser bedient.
Die Vignettierung ist bei beiden Objektiven bei Offenlende deutlich sichtbar und eigentlich unerträglich. Abblenden um eine Stufe hilft aber merklich.
Konstruktionsbedingt ragt die Austrittslinse beim Samyang über den Flansch und ist sehr anfällig für Kratzer, wenn man den falschen Objektivrückdeckel verwendet. Es muss der mitgelieferte oder ein baugleicher sein, damit die Antirflexbedampfung nicht beschädigt wird. Ein alter AF-Rückdeckel aus meinem Deckelarsenal scheuerte an der Rücklinse, ohne dass ich das gleich merkte.
Apropos Beschädigung. Die großflächige Frontlinse des Samyangs ist sehr empfindlich. Ihre exponierte Lage zieht Beschädigungen förmlich an. Meine Beschichtung hat im harten Alltag schon gelitten. Das Objektiv sollte immer mit der Objektivkappe in der Tasche sein, sonst hat man schnell eine Spur auf der Vergütung, wenn herumfliegendes Equipment die Linse trifft.
Fazit
- Samyang
- Farblich ist das Samyang schlecht.
- Schärfetechnisch ist es bei den ersten 3 Blenden hervorragend.
- Randschärfe ist anstandslos.
- Die Größe ist alles andere als kompakt.
- Die Kratzeranfälligkeit auf Front- und Rücklinse ist sehr hoch.
- Das Streulichanfälligkeit ist kaum vorhanden.
- Minolta
- Das Minolta hat eine sehr schöne Anmutung in Kontrast und Farbe.
- Die Bauqulität ist haptisch genussvoll.
- Die Größe ist halbwegs als kompakt zu bezeichnen.
- Filterverwendung ist kein Problem.
- Die Schärfe ist in der Bildmitte und über den gesamten Blendenbereich sehr gut. Vor allem die ersten zwei Blenden sind enorm.
- Die Randschärfe lässt bei allen Blenden sehr zu wünschen übrig.
- Streulichanfälligkeit ist nicht von der Hand zu weisen.
Zusammenfassend ist das Samyang ein lichtstarkes, kratzempfindliches, nicht nur randscharfes Weitwinkelobjektiv mit unschönem Farbstich und schlechten Werten bei geschlossener Blende.
Das Minolta ist ein solides Vollmetallobjektiv, mit enormer Schärfe in der Bildmitte über den gesamten Blendenbereich und mäßiger Schärfe am Rand. Es ist kompakt, reisetauglich und dank schöner Farben auch analog problemlos zu verwenden (wenn keine digitale Dunkelkammer zur Korrektur vorhanden).
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