Nike – Greatness Campaign

Ich finde die Werbung aus dem Hause Wieden + Kennedy fast perfekt. Der Film spielt bei Sonnenuntergang auf einer langen Landstraße, der man die Landstraße ansieht. Die Kamera ist anfänglich auf Bodenhöhe und bewegt sich langsam rückwärts, vorbei an alten Briefkästen. Wir hören laut die Atmosphäre, bestehend aus Grillen und man meint entfernt eine Schnellstraße zu hören. Am Horizont der Straße sieht man einen Jungen laufen, klein und ungelenk. Jeder Schritt klingt wie ein schlürfendes Ticken. Dann fängt die Stimme an zu erklären, für uns zu denken. Klingt wie ein Trainer, sportlich, etwas englisch. Er redet über Größe, dass wir, die Menschen, etwas falsches unter Größe verstehen. Er behauptet, dass wir unter Größe etwas verstehen, dass nur wenigen vorbehalten sei. Dass Größe, also wahre Größe, ein besonderes Geschenk ist, das nur die Anderen haben, die wir als Berühmtheiten kennen. Wie er so redet kommt der Junge immer näher. Völlig unsportlich holt er die Kamera ein. Ein beeindruckender Effekt. Wir sehen durch das durchsichtige Shirt seinen massigen Körper, der allen Werbefiguren widerspricht. Die Kamera erhebt sich auf Brusthöhe. Der Mann aus dem Off, der gerade über die Größe spricht, die jemdem von uns inne wohnt, findet in dem Jungen sein Vorzeigemodell. Ganz nach dem Nike Motto “Do it yourself” macht er, der Junge, es einfach. Er beweist wie viel in ihm steckt, er hat sich auf den Weg gemacht sein Ziel zu erreichen, strebt wieder das gesunde Durchschnittsmaß an, ändert seine Ernährung, bejaht das Leben, in dem er es selbst in die Hand nimmt.

Der Junge ist schon eine beeindruckende Figur, der viel angedichtet wird. Wir sehen ihn in seinem ganz privaten Moment, auf seinem Weg, dem monotonen Weg, auf dem die Willenskraft sekündlich aufs Spiel gesetzt wird. Er läuft, keineswegs perfekt, aber er hat angefangen. Das motiviert, das ist wahre Größe.

Weil die emotionale Wirkung nicht verfehlt wird, finde ich die Kampagne gut. Und Wieden + Kennedy beweisen, wie wenig es braucht für gute Werbung.

Etwas, ganz am Schluss, trübt das Mienenspiel des Jungen meinen positiven Gesamteindruck. Ich weiß nicht ob es mich stört, weil ich das Haar in der Suppe suche oder weil es mir so unnatürlich vorkommt.

Palmolive Werbung von 1981

Früher war nicht alles besser. Diese Werbung gibt Zeugnis davon. Bei der Nagelpflege: Eine junge Frau, brav bis bieder in Kleidung und Frisur, kommt fröhlich, nach ihrer Pflegerin Tilli greifend, in den Laden. An der Berührung erkennt die geschulte Kosmetikerin, dass sich die Hände des Pflegefalles anders anfühlen als sonst. Sie fragt mit überzeugender Altstimme ob die junge Frau woanders zur Kosmetik war, ob sie fremdging. Natürlich ist das unschuldige Wesen nicht fremdgegangen. Um jeden Verdacht zu entkräften, lenkt sie das Gespräch auf das von ihr verwendete Spülmittel.

Die Kostmetikerin kommt in Fahrt. Sie ahnt schon, dass kein natürliches, hautpflegendes Protein im Spülmittel war. Das kann die junge Frau nur schuldbewusst zugeben. Denn nur Palmolive schont beim Spülen. Selbst hier im Ladengeschäft pflegt man die Hände anspruchsvoller Kunden mit Palmolive.

Ich finde witzig, dass die Kundin schon im Gespräch ihre Finger in der grünen Schmiere hat. Oh ja, das pflegt ja toll. Aber nicht die Patscherhändchen rausnehmen. Die Kosmetikerin kennt ihre Pappenheimer und stukt wohlmeinend tätschelnd die Hand zurück in das Spülmittel.

Es folgt die Information, dass all die pflegenden Eigenschaften längst bewiesen sind, was auch die Grafik auf der Rückseite der Flasche verdeutlicht.

Die junge Kundin kommt nun ein paar Tage später zurück in den Laden und begrüßt Tilli damit, dass ihre Hände nun wieder schön und zart sind. Das haut Tilli aber längst nicht vom Hocker. Man hört ihre Altersweisheit heraus, wenn sie wieder sagt, dass Fremdgehen sich nicht lohne. Aber die Proteine im Palmolive – die lohnen sich.

Werbung sollte so nicht sein. „The consumer is not a moron, she is your wife.“ (David Ogilvy, 1983). Dieses Zitat kann man hier wörtlich nehmen. Die Kundin soll nicht wie ein Idiot gehandelt werden, sondern wie deine eigene Frau. Die junge Kundin aber, wird hier naiv und unsicher dargestellt. Die Darstellung ist gegen Ogilvys Rat. Die Rolle ist die eines netten Dummchens.
Gelenkt von der altklugen Tilli sucht sie einen Weg anerkannt zu sein. Die Werbung suggeriert, dass Palmolive vor allem eins macht – pflegen. Benutzt du es nicht, bist du als unmoralische/r Fremdgänger/in verschrien. Benutzt du es, wirst du das Ansehen bei den Profis ernten. Einen Hauch von Presige umweht das Spülmittel, hebt es von der grauen Konkurrenz ab, stellt die anderen Mittel in den Schatten. Palmolive kümmert sich um ihre Kunden, darum verbessern sie ihre Produkte, es spült + pflegt. Die Produktentwicklung wurde nur zum Geld machen verwendet. Das Produkt ist scheinbar aufgewertet und damit Klassenbester. Die unterschwellige Botschaft fand ihren Weg. Heute wohl nicht mehr. Die Kunden heute lassen sich nicht mehr so leicht „für dumm verkaufen“. Oder?

Media Markt – Verrückte WG

Verrückte da draußen. Ogilvy zeigt, dass sie werbewirksame Ideen haben. Ein neuer Slogan, eine neue Farbigkeit und Optik, ein neuer Jingle, eine neue Werbeidee. Jugendliche, Soap-Format, Nerds und modern people. In den 9 Clips der verrückten WG wurde mit viel Aufwand eine Welt aus Hightech, Life-Style, Technik-Chic und Must-Have-Gadgets entworfen. Darin die jungen Verrückten.

Im Mittelpunkt jeder Sendung steht natürlich die mannigfaltige Technik des visionären Technikladens Media Markt. Computeranimiert aber realistisch umgesetzt bewegt, dreht und verwandelt sich jeder Raum, entpuppt sich als Hort und Schatzkammer, in dem Controller, Handys und Gadgets sprießen.

Der Clip „Liebesoase“ ist gar nicht schlecht. Das unschuldige Rehlein bittet den Nerd in seiner Höhle, ob er ihr nicht beim Smartphone helfen könne. Jaja, diese Smartphones sind ziemlich einfach zu bedienen, aber was funktioniert schon problemlos? Er begreift die Situation und besorgt Kaffee für die nahende Sprechstunde. Vom Fernsehgerät angezogen, drückt sie auf einer herumliegenden Fernbedienung die Tasten. Just verwandelt sich die Höhle in eine Liebesoase, die von einem Meister des Faches erdacht worden sein muss. Gedämpftes rotes Licht, ein Herz aus LEDs, Kaminfeuer auf dem Fernseher, schwingende Membranen der Lautsprecher, ein Kühlschrank eröffnet sich der Besucherin. Geplättet sitzt sie auf dem sich drehenden Bett, als der Nerd in der Tür erscheint. Dem Commedysoapformat geschuldet gebäredt er sich mit Knurren und Tatzenwink als Tiger, was für einen Lachereinspieler sorgt. Höhepunkt der Ironie ist das abrupte Stehenbleiben des Bettes und die damit einhergehende Verwackelung der Blonden.

Ich glaube dass die Werbung ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Das macht sie für mich gut. Würde ich sie allen Ernstes betrachten, würde mich das dumpfe Niveau, die schlechten Witze und die Abgehobenheit der Menschen stören.

  • Agentur: Ogilvy & Mather

Zalando Weihnachtswerbung

Ich finde den aktuellen Zalandospot ziemlich amüsant. Also die Einführung macht mir schon Spaß. Western Musik. Auf dem Dach eines Wohnhauses. Paketbote und Weihnachtsmann stehen sich gegenüber. Im Hintergrund parkt der Rentierschlitten. Der Weihnachtsmann betont mit Baßstimme, dass er hier die Geschenke bringt. Dann piepst der Paketbote, dass er aber die Zalandogeschenke ausliefert und hüpft mit Arschbombe in den Kamin.

Als nächstes sieht man den Paketboten lustig plaudernd in einer Gruppe junger Frauen stehen. Alle Beschenkten freuen sich über die tollen Zalando Geschenke. An jedem Präsent bammelt so ein Zalandoschild runter. Die Auswahl ist nicht groß, da gibt es Schuhe und Taschen. Im Hintergrund spielt „Jingle Bells“. Der Opa liegt wie eine Puppe im Lehnsessel. Am Schluss der Produktpräsentation der obligatorische Schrei. Eine Ansammlung nicht nur von Weihnachtsklischees.

Am Schluss sieht man den Weihnachtsmann draußen stehen, völlig fertig. Seinen Ausraster bekommt er, nach dem der Schokoladenweihnachtsmann auf dem Fensterbrett gegen den Schokoladen-Zalandoboten ausgetauscht wird. Der Slogan verrät uns, er schreit vor Glück.

Trotz der konsumorientierten Darstellung, die das Weihnachtsfest seiner Bedeutung enthebt, ist der Film sehr lustig. Die Kontraste im Wesen zwischen Weihnachtsmann und Paketbote, das fast lächerlich überschwängliche Weihnachtsfest im Gegensatz zum Verzweiflungsschrei des Weihnachtsmannes. Adieu Weihnachtsmann, willkommen Zalando. So traurig das auch klingt.

  • Agentur: JvM/Fleet

Burger King Sammeltassen

Seit November im TV, aber irgendwie langweilig, weil ich das Schreien der Männer aus dem Heineken-Spot schon kenne. Ausserdem kann ich die Aufregung nicht verstehen. Verstehe ich auch nicht als komisch. Obendrein sind die Becher hässlich, in meiner Wahrnehmung.
  • Agentur: Heimat

VW Parkhilfe ParkPilot

ParkPilot (tatsächlich deutsche Aussprache) heißt das beworbene Feature, aus den VW Nutzfahrzeugen. Ein Piep-Signal ertönt im Rückwärtsgang. Je weniger Platz nach hinten ist, desto schneller wiederholt es sich.

Hier, kombiniert mit dem Auspiepen von Schimpfwörtern des Beifahrers, erfüllt der ParkPilot zwei wichtige Funktionen. Der Slogan: „Angenehmer einparken“ deckt die Funktion für beide Szenarien. Erstes Szenario: Der Fahrer hat keinen Stress beim Einparken, guckt nicht nach hinten, braucht nur auf das Singal zu achten. Die Einparkhilfe verrichtet ihren Dienst fehlerlos.

Im zweiten Szenario ist es angenehm für den Fahrer, dass er sich das Geschimpfe vom Meister nicht anhören muss. Hier spielt der Spot aber auf meiner Meinung nach sehr dünnem Eis. Auch wenn es sehr lustig anzusehen ist. Die Ruhe des jungen Fahrers, der die Säge vergaß. Dazu das göttliche Piepen, das ihn vor den Flüchen rettet.
Dennoch lenkt diese Darstellung die Aufmerksamkeit mehr auf den Witz, als auf den eigentlichen Sinn der Funktion. Und dass im VW solch eine Stimmung aufkommt und sich der Meister schließlich im Off mit „Ich hab das alles so satt“ verabschiedet, hinterläßt bei mir einen Beigeschmack.

Trotzdem finde ich die schauspielerische Leistung, den gesprochenen Text, die Spannungskurve, die Umsetzung des Films und die Farbgebung sehr gut. Nicht so gut finde ich den Abbinder mit dem Slogan „Angenehmer einparken: die akustische Einparkhilfe PrakPilot.“ „Angenehmer einparken“ finde ich zu einfach. Und wie schon gesagt wertet der Off-Text vom Meister VW meiner Meinung nach ab.
Alles in allem aber ein gelungener Spaß mit teilweise fragwürdiger Werbewirkung für VW.

Schöffel Werbung

Der Spot fängt die Stimmung vom Draußensein gut in Bildern ein. Einfach, nicht hochtrabend, Schöffel eben. Der Text besteht aus dem langen unverständlichen Teil der Zivilisations-Business-Krankheiten, den man besser zwei mal hört, bis jedes Wort entschlüsselt ist, und dem Abbinder: „Macht erst mal ohne mich weiter“. Eine schöne Auflösung, die das Gefühl erzeugt, endlich raus zu sein – ganz den Bildern entsprechend. Der Spot überzeugt und macht Lust auf Alleinsein in der Natur. Ob ich mein Abenteuer mit Schöffel bestreiten würde, steht auf einem anderen Blatt.

Mir gefällt das Bild mit dem Rentier besonders.

  • von Ogilvy Frankfurt