Durex Werbung für mehr Zeit miteinander

Ich wollte eigentlich das Unboxing Video der neuen Alexa Mini sehen, aber es schob sich eine Durex Werbung vor. Ich schaute: ‘Wie lange soll’s denn dauern?’ 3,42 Minuten. Eine Dauerwerbesendung. Ok, schon lange keine Werbung mehr bewusst geschaut. Bei der Länge sollte doch was Interessantes bei rum kommen.
Es geht eigentlich um eine neue App, die das Sexleben verbessert. Das verspricht die Moderatorin/Therapeutin, die Pärchen jeder Couleur zu sich ins schicke Studio geholt hat. Man plaudert offen über den Einzug von Smartphones in das Beziehungsleben, gibt sich fröhlich über all die technischen Errungenschaften, den Spaß, den man mit Apps haben kann.
Man will ihnen, den Pärchen, nun die neue Sex-Verbesserungs-App von Durex vorstellen, preist sie auf Grund ihrer gelungenen Nutzung telefoneigener Sensoren. Man! Was tuen sie gespannt! … Doch schon drängt sich die Wahrheit kühn dem Zuschauer auf. Keine neue App. Der Aus-Knopf ist die Sex-Verbesserung. Eine ausführliche Runde von Zugeständnissen, Einsicht und Besserungsgelübten übernimmt die letzte Hälfte des Clips.
Und tatsächlich. Eine reinere Botschaft hätte man sich hier doch kaum vorstellen können. Denn der Vorschlag klingt plausibel.

Germany, Land of Quattro

Diese Werbung sollte man nicht übersehen. Bemerkenswert wie hier die Filme zusammengewürfelt werden. Stockmaterial, Cartoon, Quattrowerbung, Humor, Landschaft. Alles drin. Normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit. Heißt es doch eher: „Hier sind drei Optionen. Entscheide dich für zwei.“ Diese Collage funktioniert aber sehr gut mit der Geschichte, die der Off-Sprecher vorträgt.
Eine Geschichte, die im Land von Quattro spielt, Deutschland. Eine coole Geschichte, noch cooler vorgetragen. Getragen wird der ganze Spot nur von dieser hervorragend geschriebenen Story, die Emotionen in mir weckt das Auto besitzen zu wollen. Einen Allrounder, die eierlegendende Offroadsau.

Durchgängiges Motiv ist der Fahrer, der im Schnee startet. Mission: „Sei um Fünf zu Hause.“ Wie kalt und glatt es ist zeigen die Einspieler. Trotz Glätte im Kopf sieht man den Quattro souverän durch die Kurve zirkeln. Wir heben unseren Blick auf Deutschland, sind bei der Wettervorhersage, checken das Wetter von Hessen, Berlin und der Küste; jeweils untermalt von wirklich emotionalem, schnell geschnittenem Bildmaterial.
Die Geschichte nimmt einen neuen Schwenk und beschreibt aus der Sicht des Fahrers: „Ziemlich steil hier“, „es könnte vereist sein“, „sei in Bremsbereitschaft“. Die Horrorszenarien werden nur angeteasert, entfalten aber ihre volle Wirkung im Kopf. Anker ist das Auto, die Armaturen, die Erfahrung als Fahrer in einem perfekten Werkzeug sitzend alle Situationen zu meistern.

Das „Danke“ am Schluss gilt den Gefahrensituationen, die das Fahren erst besonders machten. Wer kennt das nicht – die Gefahr zu beschwören um ihr zu zeigen, wer der Herr im Auto ist. So lässt der lösende Ton, die Fahrt über die ruhige, dunkle Brücke, bis zum Schluss auf sich warten, entfaltet seine volle Wirkung, man erinnert an die Herkunft der Autobauer „Germany. Land of Quattro.“ Ein edler stilvoller Abschluss. So muss man sich die Aussenwirkung von Deutschland vorstellen, die Audi für sich beansprucht.

Jack & Jones „Wool from cool“

Vor allem Coolness spricht aus diesem Clip. Schauspieler Christopher Walken, fast schon Inbegriff von Eleganz und Tiefenentspannung, fungiert als Schneider in einem aparten Atelier, das sehr an verwunschene Hoolywoodfilme diesen Jahrhunderts erinnert.

Er strickt schnell und sicher, näht mit der Nähmaschine ohne den Blick zu senken, schneidet Stoffe und Fäden mit den Fingern, rupft ein Schaf in Kürze. Dergleichen und noch viel mehr, fast eines Zauberers gleich, versteht er zu tun.

So cool die Filmchen auch sind – die Auflösungen am Ende jedes Filmchens gefallen mir nicht. Wie er cool nähen kann find ich super. Dass er aber das Shirt nimmt, schüttelt und schon ist es zusammengefaltet, finde ich zu abwegig. So hat jeder Film ein Ende, das mir zu sehr abgeht. Zaubern finde ich nämlich reichlich uncool. Nähen und stricken ohne hingucken hingegen finde ich sehr cool.

Insgesamt aber eine sichtlich teure Produktion mit guter Idee für das ansprechend gestaltete First-Class Produkt.

Nørregade Bolcher machen glücklich

Mensch bleibt Mensch. Dem Geschmack von Nørregade Bonbons macht glücklich. Das ist leider ätzend, hinterlässt aber ein wohliges Gefühl (frei übersetzt). Auch bei einer die so aussieht, als ob sie das grummeligste Mädchen auf Erden sei. Demonstration der Wirkung erfolgreich durchgeführt. Produktversprechen eingehalten.

FrutoNyanya – Babynahrung die schmeckt

Wie schon der vorherig OBI-Spot kommt auch diese FrutoNyanya (Babynahrung) Werbung aus dem Hause BBDO Moskau.

Der junge Vater sitzt mit seinem Frühchen am Tisch. Füttert löffelweise Babybrei aus einem Glas. Das Ambiente ist hell, aufgeräumt, sogar leicht bläulich. Dem Kindelein scheint es zu schmecken. Junger Papa wird von der Beschreibung auf dem Glas abgelenkt. Seine Frau kauft scheinbar ein. Laut liest er vor: „Ohne Zucker. Ohne Salz. Gemüse und Wasser.“ Seine Aufmerksamkeit ganz von den Inhaltsstoffen in Anspruch genommen, versucht das Baby alleine das Wohlschmeckende vom Löffel zu lutschen. Es gibt sich große Mühe. Nun fragt sich der Vater aber, nach dem Studium der Zutaten, wie ihm, dem Sohn, das nur schmecken kann.

Das unschuldige Baby weiß was gut ist. Der Vater nicht mehr, vielleicht typisch. Das Baby weiß die gute Nahrung von FrutoNyanya zu schätzen. Der Vater würde es nicht essen, vertraut aber FrutoNyanya. Das ist alles was die Frima verlangt. Vertrauen in das Produkt, das mit Fachwissen entwickelt und mit hohen Qualitätsmaßstäben produziert wird.


  • BBDO Moskau: Creative Director: Adrian Ely
  • Ball Park Production, Director: Scott Corbett

Canyon von OBI

Kurz und kanpp, aber keineswegs unemotional, erzählt Andrey Yarinich, Copywriter bei BBDO Moskau, aus der Heimwerkerwelt.

Wir fliegen durch einen mächtigen Canyon, werden durch die Musik von seiner Größe überzeugt, erheben uns völlig und betrachten den Canyon von oben, wollen ins All. Doch der Traum bricht rapide ab, als eine Glättkelle mit Spachtelmasse über den eben noch so wunderschönen Canyon rüberstreicht, den Mikrokosmos zerstört. Der Mann an der Glättkelle natürlich ganz cool dabei. War ja auch nichts großes. Das Große war eine Illusion. Eigentlich ist kein Auftrag zu groß, so der Slogan am Ende, auch wenn es danach aussieht. Tu’s einfach.

O2. Manche Sachen macht man …

Von der Arbeit zurück kommen, in den Supermarkt gehen, sich seiner Kleidung entledigen, erst mal nen Eistee aufmachen und auf dem Fließband telefonieren. Witzig. In erster Linie. Die Werbebotschaft bleibt auf der Strecke.

Zwischen Clip und Produkt kann ich keinen Zusammenhang herstellen. Mir gefiel jedoch die absolute Selbsverständlichkeit, mit der der Protagonist seine Rolle spielt. Das schlägt aber ins Gegenteil um, sobald er auf dem Fließband liegt und mit dem Firmentelefon telefoniert. Wird schlimmer als die Off-Sprecherin ertönt und gipfelt in dem sinnlosen Zusammenhang zwischen dargestellter Szene und Werbebotschaft. Dennoch: Hut ab für das Casting.