Endlich gut

Diese Sendung war richtig gut. Und das dachte ich schon, bevor es Charlotte am Ende aussprach.

In der vierten Sendung hat sich das am 4.03.12 gestartete neue Talkshowformat „Roche und Böhmermann“ zu einer ernstzunehmenden Unterhaltungssendung gemausert. Kurz umrissen: Das Bo hat eine super stabile Figur abgegeben, der Ochsenknecht war grün aber lustig, Kim erfrischend zurückhaltend, Jutta hat ordentlich vom Leder gezogen, Björn der Geldgast blieb ehrlich, Jan professionell wie nie, pointiert und ungesteltzt. Die neuen Funktionen beim Knopf in der Mitte, Halligalli aus Dosen, war beeindruckend. Das Timing der Sendung stimmte, Inhalte und Niveau waren vorhanden, Nächstenliebe, Offenheit und Witz wurden von mir nicht vermisst. Das war gute Unterhaltung.

ZDF Kultur – Roche und Böhmermann

Ich habe mir die Talk Sendung mit Charlotte Roche und Jan Böhmermann vom gestrigen Tag, dem Sonntag 04. März online angesehen. Mir gefiel das Format. Die Gäste unterschiedlichster Herkunft – Deutsch Rapper, Türsteher, Talkshowhost, Parteigröße, Catwalk Trainer – unterhalten sich ungezwungen, unzensiert und down to earth über Nichtigkeiten und Wichtigkeiten.

Ein polarisierender Trailer stellt im Laufe der Sendung einen jeden Gast vor: gut recherchiert aber teilweise grenzwertig zum guten Geschmack, als Klamauk betitelt. Aber sie erzeugen zusammen mit dem Studio, der Musik, den Requisieten, der Beleuchtung, schlicht dem kompletten Erscheinungsbild ein aufwendig produziertes Gesamtbild ab, das in sich stimmig ist.

Während sich Charlotte Roche mit viel Feingefühl durch die Gespräche bewegt, ist der mir noch unbekannte Co-Moderator Jan Böhmermann eher die Axt im Walde und macht im Schlussgespräch mit Britt kaputt was kaputt zu machen geht. Auch wenn seine Kritik am TV Format „Schwer verliebt“ Berechtigung verdient (ARD deckt auf). Das was ihn als Moderator ausmacht, seine ungeschliffene polternde Art, ist im Sinne der Sendung nicht verkehrt. Sidos Schlusswort zu ihm: „Isch find’ disch geisteskrank, du hast ne richtige Macke Alter“, ist inhaltlich auf den Punkt. Soll heißen dass ein bisschen weniger davon – die Despoten-Schraube des Jan etwas zurückgedreht – und das Ding wäre nahezu perfekt geworden.

Man trinkt 12 Jahre alten japanischen Whisky mit und ohne Eis, dürfte rauchen, ein Zensierknopf in der Mitte des Tisches, der einen Piepton auf den Master Audioausgang legt, eine große ovale Lampe über dem runden Konferenztisch, ein Publikum das im Dunkel des Studios auf Stühlen sitzend verschwindet. Viele, nein etliche gute Ideen, im Detail ausgearbeitet, stimmig. Sie werten die Sendung zu einem wertvollen Kulturbeitrag auf. Hut ab.

Ich bin gespannt auf die zweite Sendung, ob sich abschleift was abzuschleifen ist, ob das Niveau sinkt oder fällt, ob der Arbeitsaufwand für die Details die gleiche Güte bewahrt.

…für mich auch der erste Schritt in die ZDF Mediathek, nach dem ich die ARD Mediathek bereits schätzen gelernt habe.