Ich könnte es auch lassen, aber während für andere das Motto lautet: Don’t get involved, mache ich hier weiter mit learning by doing. Mag sein dass meine erste Filmrezension nicht die schönste war. Aber da ich ein filmschweres Wochenende hatte, kann ich auch gleich meine Geschichte von “Up in the air” erzählen. Inhaltlich ganz woanders als Shutter Island angesiedelt, schöner und realistischer jedenfalls.
Der Film Up in the Air ist eine Mischung aus „Schräger als Fikition“ (mit Will Ferrell) und „Ein unmöglicher Härtefall“ (Regie: Joel Coen, ebenfalls mit Clooney und Cathrine Zeta-Jones). Eine Mischung aus Lebensphilosphiekritik und Liebesfilm.
Ray, gespielt von George Clooney, ist ein Mann der viel mit dem Flugzeug reist. Er sammelt seine Flugmeilen nicht um sie einzulösen, sondern um 10.000.000 davon zu haben um sich damit einen Ehrenplatz bei seiner Stammluftlinie zu sichern. Nebenbei laufen folgende Geschichten. Rays Arbeitsplatz wird gefährdet als ein „junger Hüpfer“ – ein junges Mädchen – gerade vom College – mit Bravour bestanden – einen Freund in Ohio, in der selben Firma angestellt wird, in der er arbeitet.
Diese Firma schickt ihr Personal zu anderen Firmen, um dort Mitarbeiten zu sagen, dass sie entlassen sind. Darüber hinaus bieten sie den frisch Entlassenen ihr Aufbauprogramm an. Als Rausschmeißer zu arbeiten verpflichtet also zum Vielreisen. Als das Mädchen nun die Betriebsausgaben der Firma senken möchte, schlägt sie die zukünftige Kündigung per Videochat vor, um damit über 80% der Reisekosten zu senken. Das gefällt dem Vielflieger Ray gar nicht. Er hat weder Familie, noch eine richtige Bleibe. Seine Einraumwohnung besucht er im Jahr ca. 44 Tage. Und, er mag das Leben das er führt.
Ray lernt während einem Aufenthalt in einer Flughafenbar eine Frau seines Kalibers kennen – Alex. Es bahnt sich eine Liebesbeziehung an. Da sie, Alex, ihm gefällt, denkt er darüber nach aus seinem eingefahrenen Leben auszubrechen und sesshaft zu werden, sich vielleicht zu verheieraten. Im Laufe des Filmes erfährt Ray, dass Alex verheiratet ist und Kinder hat. Sie hat es ihm verheimlicht weil sie nicht mehr als eine Abwechslung in ihm gesehen hat.
Als zweiten Strang gibt es noch seine „Sippe“. Seine Schwester heiratet. Selten sieht er sie, er kennt sie kaum, trotzdem fährt er in Begleitung von Alex zu ihrer Hochzeit. Dort konfrontiert mit dem Thema Heirat, gerät er weiter ins Zweifeln und überdenkt sein Leben, ist kurz davor sich der Liebe vollends hinzugeben und sich zu binden, möchte Alex mehr als sonst.
Als die Lüge von Alex wahrem Familienstand auffliegt hat er keinen Partner fürs Leben, dafür hat er noch einen Beweis mehr, wie furchtbar das Leben in fester Partnerschaft doch sein muss, dass man wie Alex solche Schritte macht.
Aus einer Folge von Zufällen ergibt es sich, dass seine Firma den Videochat nicht mehr einsetzen möchte, so dass er weiter fliegen kann und sich sein Wunsch vom Premiummitglied bei jener Fluggesellschaft erfüllt. Seine Bonusmeilen überschreibt er seiner frisch verheirateten Schwester als Geschenk, da ihr Freund und sie kein Geld für wirkliche Flitterwochen hatten. So können sie eine Weltreise unternehmen.
Ray also, ein Stern am Firmament, geschmackvoll gekleidet, charmant, smart, enthält sich schließlich weiterhin dem Familienleben. Reizvoll für die verheirateten Frauen. Ray ist Ausbrecher aber kein Punk, ist Angestellter, immer unterwegs, der Leuten das neue Leben ohne Job als Neuanfang verkauft. Ein einsamer aber zufriedener Mann, der dennoch nicht die Frau für das Leben findet. Er lebt seinen geheimen Traum vom Fliegen, den man errät, wenn man ihn über Flughäfen und die Fluggeschichte reden hört. Er ist ganz schüchtern, als er nach Erreichen der einen Million Bonusmeilen mit dem Piloten, der auf allen Plakaten zu sehen war, reden kann. Ohne das groß ausführen zu wollen, war es doch eine entscheidende charakterisierende Szene, in der Ray klein und quer erscheint. Der Pilot als erfahrener, sympathische und aufgeräumter Mann der Ray ein bisschen für seine Lebensart belächelt.
Traurig aber dennoch schön. „Der gezähmte Widerspänstige“ (Adriano Celentano) spielt auch mit diesem Thema. Der Mann, unverheiratet, in der Blüte seines Lebens, ein freier Vogel und Lustobjekt der Frauen, ein Überflieger, ein Stern, den man nicht besitzen kann oder viel mehr nicht besitzen sollte. Wenn man versucht ihn vom Himmel zu holen, verglüht er, das weiß auch der Stern.
Insgesamt schön gezeichnete Charaktere, ich hätte gerne mehr über sie erfahren. Leider gibt es auch kein Ende, sondern nur die Frage was aus Ray wird, jetzt wo alles beim alten bleibt. Ein Glück dass er ein gutes Herz hat.